Es war am Abend der Mitgliederversammlung im Februar 2020, als Maria Glenz dem Stadtarchiv die Chronik der Nachbarschaft versprach, es vorab jedoch dem Heimatverein zur Verfügung stellte. Aus dem dicken, in braunem Leder gebundenen und handgeschriebenen Buch stammen die hier in kleinen Ausschnitten wiedergegebenen Informationen.
Zwar ganz am westlichen Rand gelegen, aber doch im Mittelpunkt des nachbarschaftlichen Geschehens bewachten zwei große Häuser den Eingang zur Mühlenstraße.
Südlich der Brücke stand seit 1900 das Hotel Orthaus, das in den 1920er Jahren als städtische Sparkasse genutzt wurde. 1930 kaufte und renovierte Lion Heymans das Haus, in dem er ein großes Textilgeschäft einrichtete. (Die Heymans flohen 1938 in die Niederlande und wurden durch eine angeordnete Zwangsversteigerung enteignet.) –
Nach dem Wiederaufbau des Hauses durch die Stadt Borken (1949) und Tausch mit dem zerstörten Hotelgrundstück am (alten) Marktplatz bekam das Ehepaar Pott das Haus als Hotelgebäude mit der Stadtschenke von Otto Pott im Erdgeschoss (Mühlenstraße 10).
Auf der Nordseite der Brücke befand sich das Haus von Bernhard Mensinck (*1832), das dieser 1859 gekauft und dann in eine Gastwirtschaft samt Bäckerei umgebaut hatte. (Sein Vater war Organist an der St.-Remigius-Kirche.) 1939 pachtete Willi Hagedorn die Wirtschaft von Bernhard Mensincks Witwe. Das Haus wurde im Krieg zerstört und 1951 wieder aufgebaut (Mühlenstraße 31).
Die beiden Gasthäuser waren im jährlichen Wechsel Treffpunkte der Nachbarschaft.
Im Haus der verstorbenen Witwe Mensinck Am Kuhm 2 wohnte bis Ende 1942 die Familie des Müllers Theodor Amsbeck jun. (*1909), Pächter der Mühle. Januar 1943 zog die Familie in den Papendiek 5.
Was in dem Lageplan der Nachbarschaft auffällt: nördlich des Kuhmturms gab es ein unbebautes Grundstück ohne Beschriftung. Es war der alte jüdische Friedhof, der auch heute noch (in bescheidenem Zustand) existiert.
1978 stiftete die Volksbank Borken einen kupfernen Brunnen, den Hermann Kunkler entwarf und baute. Im Oktober 2020 wurde der Brunnen abgebaut, um demnächst auf dem Platz der ehemaligen Mühle im neugestalteten „Mühlenareal“ wieder aufgebaut zu werden. (Borkener Zeitung, 15.10.2020)
Die Nachbarschaft „Butenstadt“ umfasst hauptsächlich die Häuser, die an der gleichnamigen Straße von der alten Mühlenbrücke bis zu früheren Gemener und Heidener Straße lagen.
Die Schenkwirtschaft von Otto Pott.