Zehn Meter hohe Marien-Statue wurde 1887 eingeweiht und wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Von Markus Schönherr
BORKEN. In letzter Zeit ist in Borken viel über eine Statue gesprochen worden, die es schon seit Jahrzehnten gar nicht mehr gibt. Die Mariensäule, die einst auf dem St.-Remigius-Kirchplatz stand, ist noch einmal in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Zumindest wird vermutet, dass von ihr das Fundament in der Erde stammt, das in der vergangenen Woche der gefällten Kirchplatz-Platane zum Verhängnis wurde.
Einige Bücher geben Auskunft über die imposante Figur, die an der Nordseite der Kirche nahe der Mühlenstraße stand. „Die Säule erreicht eine Höhe von 10,32 Meter (33 Fuß)“, hat der frühere Dechant Johannes Erpenbeck 1889 geschrieben. Sein Buch „Die Pfarrkirche zum heiligen Remigius zu Borken in ihrer Entstehung und jetzigen Gestalt“ hat der Heimatverein 2007 neu herausgegeben. Erpenbeck schrieb darin, dass die Marienstatue am 8. Dezember 1887 „unter großen Feierlichkeiten“ eingeweiht wurde.
„Sie soll sein eine Schutzsäule, indem bei der Einweihung derselben Stadt- und Landgemeinde Borken unter den Schutz und Schirm der mächtigsten und gütigsten Gottesmutter Maria öffentlich und feierlich gestellt sind.” (Dechant Erpenbeck, 1889)
Auf einem breiten Fundament habe sich ein achteckiger Säulenschaft aufgebaut. Die acht Flächen trugen jeweils eine Widmung. Auf einer stand: „Vor diesem Bilde weihete sich die Gemeinde der mächtigen Gottesmutter.“ Auf einer anderen: „Zum öffentlichen Bekenntnisse des katholischen Glaubens.“
Darüber waren vier Heiligen-Figuren zu sehen: Remigius, Bernardus, Dominikus und Elisabeth. „Das Ganze krönt dann die erhabene Statue der unbefleckt empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“, schrieb Dechant Erpenbeck Ende des 19. Jahrhunderts. Entworfen wurde die Statue vom Bildhauer Fleige. Die meisten Steinmetzarbeiten führte der hiesige Bildhauer Meßling aus.
Der Wunsch von Dechant Erpenbeck, die Statue möge „für alle künftigen Zeiten ein feierliches Denkmal des katholischen Glaubens“ sein, ging nicht in Erfüllung. Wann genau die Marienstatue aus dem Stadtbild verschwand, ist allerdings nicht ganz klar. In einigen Büchern ist davon die Rede, sie sei während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Das würde aber nicht zu dem Gutachten passen, das für die Baumfällung in der vergangenen Woche angefertigt wurde. Der Baum, der auf dem vergrabenen Fundament gewachsen ist, sei mindestens 80 Jahre alt, hieß es da. Das würde nahelegen, dass die Mariensäule schon vor dem Zweiten Weltkrieg vom Kirchplatz verschwand.
Borkener Zeitung, 04. Juni 2015