Fakten und Geschichten zusammengetragen
Für viele gehören sie zum Weihnachtsfest einfach dazu: Krippen. Eine Tradition, die in Borken fast 350 Jahre alt ist. Rudolf Koormann hat auf 64 Seiten die Geschichte der Krippen in Borken illustriert. Seine Recherche dazu begann vor 16 Jahren.
Von Markus Schönherr
Krippen sind für viele Familien fester Bestandteil des Weihnachtsfestes. Das ist heute so – und das war vor vielen Jahren auch schon so. „Die Tradition, zur Weihnachtszeit in der Kirche eine Krippe aufzustellen, ist in Borken fast 350 Jahre alt“, schreibt Rudolf Koormann in seinem neuen, 64 Seiten starken und mit vielen Bildern illustrieten Heft. Unter dem Titel „Auf Heu und auf Stroh – Krippentradition in Borken“ berichtet der Borkener sowohl über die Geschichte der Kirchenkrippen in Borken als auch über die Bedeutung der Hauskrippen.
Angefangen hat Koormanns Recherche schon vor 16 Jahren. Im Jahr 2000 hatte der Heimatverein zu einem Krippengang von der Johannes- über die Remigius- bis zur Josefkirche eingeladen. „Blitzeis hielt damals den einen oder anderen Krippenfreund von der Teilnahme ab“, erinnert sich Koormann. Die wenigen, die da waren, konnten aber so viel über die Krippen erzählen, dass sich Koormann entschloss, die Zeitzeugenberichte zusammen mit Archivfunden schriftlich festzuhalten.
Das Manuskript, das auf diese Weise entstand, „ruhte“ aber einige Jahre im Computer. Heute sagt Koormann: „Es reifte.“ Denn als er 2015 das Thema wieder aufgriff, bot nicht nur das digitale Archiv der Borkener Zeitung ganz neue Möglichkeiten, die Faktensammlung anzureichern. Koormann konnte auch einen Zufallsfund in seine Schrift aufnehmen, den Ursula Brebaum im Pfarrarchiv machte. Zwei Briefe belegen die Herkunft der Krippenfiguren der Johanneskirche. Sie stammen aus der Werkstatt des Bildhauers August Schmiemann, der Ende des 19. Jahrhunderts in Münster tätig war. Dechant Johannes Erpenbeck kaufte 14 Figuren im Jahr 1890. Ein Jahr später folgte die Figur eines Hirtenhundes. Die Figuren galten lange als verschollen, bis der Küster von St. Remigius, Josef Niedziella, sie 1994 auf dem Dachboden der Johanneskriche wiederfand.
Die Kirchenkrippen nehmen etwa die Hälfte des Heftes ein. Im zweiten Teil geht es um die Tradition der Hauskrippen in Westfalen und Borken. Eine regelrechte Krippenbegeisterung gab es 1930. Im Anschluss an eine Krippenausstellung des Heimat- und Altertumsvereins mit mehr als 4500 Besuchern bauten die Kinder der Volksschule im Werkunterricht Krippenställe. In den Borkener Geschäften gab es dazu passende Figuren aus Pappmaschee zu kaufen. „Auf diese Weise ist so manche Familie in Borken an eine Krippe gekommen“, sagt Rudolf Koormann.
Bei Autor Koormann selbst hat die Hauskrippe auch Tradition. Seine Familie baut seit 42 Jahren immer dieselbe Krippe auf.
„Auf Heu und auf Stroh – Krippentradition in Borken“ von Rudolf Koormann, erhältlich in der Touristinfo, Neutor 5, im Pfarrbüro St. Remigius, in der Remigius-Bücherei und am Stand des Heimatvereins auf dem Borkener Weihnachtsmarkt (letztes November-Wochenende).
Borkener Zeitung, 16. November 2016