Klemens Drolshagen (1888-1962)
Unermüdlicher Sammler für eine neue Kirchturmuhr an St. Remigius
Unermüdlicher Sammler für eine neue Kirchturmuhr an St. Remigius
Wenn der Turm von St. Remigius und mit ihm ein großer Teil des Kirchenschiffs samt Chorraum nicht in den letzten Kriegstagen im März 1945 zerstört worden wäre, hätte Klemens Drolshagen wohl kaum Berühmtheit erlangt.
Ende März 1945 wurde die Remigiuskirche zusammen mit der ganzen Innenstadt Borkens durch Bomben zerstört.
(Quelle: Foto Schmitz, Borken)
Und hätte die Borkener Zeitung am Samstag, 14. Januar 1950 unter dem Titel „Wir brauchen eine Kirchenuhr!“ nicht so nachdrücklich für eine Initiative zur Finanzierung einer neuen Kirchturmuhr geworben – wer weiß, ob der Kirchturm so schnell wieder eine ordentliche Uhr bekommen hätte.
Wie hat der Verfassers des Artikels – vermutlich Dr. Stephan Selhorst, der damals kulturelle Beiträge für die Borkener Zeitung schrieb – erreicht, dass sich wenigstens ein einzelner Borkener gefunden hat, der seinem Aufruf Folge leistete?
In dem Artikel heißt es gegen Ende u.a.: „Vielleicht lassen diese Zeilen doch bei vielen alten Borkener Pohlbürgern (!) den Entschluß zur Tat wachsen, um ein gutes Werk zu tun, und sich zugleich täglich an der Pünktlichkeit unserer Turmuhr zu erfreuen, die sie von keinem Dämmerschoppen zu spät nach Hause kommen läßt.“
(Quelle: Borkener Zeitung, 14.1.1950)
Schon am folgenden Montag, 16. Januar, beginnt ein gewisser Herr D. mit seiner Sammlung, zunächst bei seinem Arbeitgeber, Kolonialwaren Wülfing am Neutor, und bei Geschäftsleuten. Er spricht bekannte und weniger bekannte Borkener Bürger an, die kleine oder größere Beiträge für den guten Zweck stiften. Er taucht bei Festen aller Art auf, besonders gerne bei Hochzeiten, stellt in den Gaststätten Büchsen auf den Tresen und sammelt selbst die kleinsten Beträge ein, die er penibel in seine Buchführungs-Listen einträgt. Die letzte Spende hat die Nr. 4095!
1. Seite (oben) der Spendenliste von Klemens Drolshagen
(Quelle: Privat, G. Drolshagen)
Am gleichen Tag besorgt sich Drolshagen eine Bescheinigung von Propst Joseph Sievert, dass die kath. Kirchengemeinde das Vorhaben des Sammlers unterstützt
(Quelle: Privat, G. Drolshagen)
Um die Spendenfreude der Hochzeitsgesellschaften zu stärken, schreibt er auch kleine Gedichte und lässt sie auf Glückwunschkarten wie diese drucken. Auch zur Kindtaufe und anderen Gelegenheiten fragt er poetisch um einen notfalls kleinen Betrag.
Glückwunschkarte für Spender
(Quelle: Privat, G. Drolshagen)
Anfang Mai 1952 waren nicht nur das Uhrwerk mit Läutewerk, sondern auch die ersten beiden Zifferblätter montiert. Das verkündet die Kirchengemeinde im „Publikandum“ am 11. Mai – mit einem herzlichen Dank an den „hochverdienten Mitbürger“ und der Hoffnung auf baldiges Erreichen des Ziels.
(Quelle: Privat, G. Drolshagen)
Ein sorgfältig gestalteter Bild-Hinweis …
(Quelle: Borkener Zeitung, 28.6.1952)
Immer wieder erinnert die Borkener Zeitung an die (noch immer nicht fertige) Kirchturmuhr.
Bis eines Tages wieder an der Uhr gearbeitet wurde..
(Quelle: BZ, 30.10.1953)
Ein halbes Jahr später erreicht den fleißigen Sammler ein Dankschreiben des neuen Propstes August Pricking, der Klemens Drolshagen im Namen des Kirchenvorstandes für Montag, 26. April 1954 zu einer „kleinen Feier“ ins Kolpinghaus einlädt.
(Quelle: Privat, G. Drolshagen)
In dem 1990 erschienenen Buch „Borken – Zerstörung und Wiederaufbau“ hat Margret Schwack einen anerkennenden Bericht über Klemens Drolshagen verfasst unter dem Titel „Wir brauchen eine Kirchturmuhr“ (S. 79). Eine Zeichnung von Stephan Selhorst, die zuerst am 8. November 1951 in der Borkener Zeitung erschien, verweist auf den erfolgreichen Spendensammler für die Remigius-Uhr.
Bruno Fritsch (2020)
Der Beitrag entstand nach Unterlagen der Familie Gisbert Drolshagen und mit Hilfe verschiedener Artikel aus der Borkener Zeitung.
(Quelle: BZ, 8.11.1951)