Nicht lange ist es her, da kannte halb Borken die Gaststätte namens «Hafenbar» am Maaskamp, knapp neben der Wasserstiege. Die letzte Inhaberin Barbara Göckener schloss sie 2001. (Die Borkener Zeitung berichtete darüber am 2.6.2001.)
Um 1960 bauten Heinrich und Rosa Kuhmann mit Tochter Anneliese und deren Ehemann Rudi Göckener die bisherige Eisdiele am Maaskamp zur „Gaststätte Göckener-Kuhmann“ um.
Die Gaststätte wurde schnell zum Stammlokal der Nachbarschaft Heidener Straße. Einige Sportvereine, auch Frauengruppen kamen dorthin. Kein Platz mehr frei war hier an Karneval.
Wie bekam die „Gaststätte Göckener-Kuhmann“ ihren Namen «Hafenbar»? Anneliese Göckener erzählt: Einmal Ende der 60er Jahre fuhr ein Nachbar von der Nachbarschaft Heidener Straße (mit dem Auto!) in den Urlaub nach Spanien. Als er wiederkam, brachte er ein großes Segelschiff-Modell mit, stellte es auf den Gläserschrank und bestimmte: „Wir machen aus der Gaststätte Göckener-Kuhmann die «Hafenbar»!“
In guter Erinnerung ist ihr auch geblieben, wie eines Tages Jo Bußmann, Manfred Schweer und Josef Jungeblut zu ihr ins Lokal kamen und erklärten, sie suchten eine schöne Bleibe für ihren Stammtisch jeden ersten Freitag im Monat. Sie wollten hier anfangen zu prüfen, würden aber noch durch ganz Borken ziehen, um das beste Lokal zu finden. Wenig später waren sie wieder bei Göckener; sie hatten das ihnen angenehmste Gasthaus gefunden… Von da an waren es für sie „meine Jungs“, und sie war „unsere Mama Anneliese“.
Am meisten Freude hätten ihr sowieso die Gäste gemacht: Einmal hätten die Basketballer angerufen, eine Mannschaft wolle kommen, die gern Pommes mit Ketchup essen würden. „Da gab’s kein Pardon: Das gibt es bei uns nicht! Alles können sie haben, Bratkartoffeln, Schnitzel usw. Aber keine Pommes!“
Sehr angetan war Anneliese Göckener von den dunkelhäutigen jungen Männern, die sich beim Eintreten wegen ihrer Größe ordentlich bücken mussten und sehr vorsichtig die westfälische Küche akzeptierten, bis plötzlich einer laut rief: „Ich bitte um Ketchup!“
Natürlich war sie auch angetan von auswärtiger Prominenz wie dem saarländischen Ministerpräsidenten Lafontaine, der am 19. April 1990 als Gast bei der damals bekannten WDR-Radiosendung „Hallo Ü-Wagen“ mit Carmen Thomas am Maaskamp war und auch zu ihr in die «Hafenbar» kam, wahrscheinlich um sich aufzuwärmen.
Große Gefahr ging übrigens von der Waterstegge, der Wasserstiege, für ihre Besucher nicht mehr aus: Der ehemalige Bach neben dem Weg war schon seit den «Hafenbar»-Zeiten trocken. Das war in der ersten Hälfte des Jahrhundert noch ganz anders, wie sie lachend erzählt. Bekannt war jedenfalls der Spruch über die Wasserstiege: „Wer da noch nicht drin gelegen hatte, war kein Borkener.“
Anneliese Göckener erinnerte sich spürbar gern an eine nicht immer leichte Zeit, vor allem als ihr Mann gestorben war und sie sich entschloss, die Gaststätte weiterzuführen, schon um ihren Unterhalt zu sichern. Aber alle Gäste hätten sie gern unterstützt.
1997, mit 65, übergab sie ihrer Tochter Barbara das Lokal, die es bis 2001 weiterführte. Dann wurde die «Hafenbar» geschlossen und der Saal hinter dem Haus abgerissen.
Borken, im Dezember 2019
Rudi Göckener an seinem Arbeitsplatz, der Theke – hier noch vor der Umgestaltung (Foto: A. Göckener).
Heinrich Kuhmann in der nagelneu eingerichteten „Gaststätte Göckener-Kuhmann“ (Foto: A. Göckener).
Die bekannte Glocke in der «Hafenbar», mit der Lokalrunden angekündigt wurden. (Foto: Borkener Zeitung, 2.6.2001).
Die «Hafenbar» mit angebautem Saal. (Foto: H. Essing)