2016 feierte die Evangelische Kirchengemeinde Borken ihr 50-jähriges Bestehen, evangelisches Leben lässt sich aber in der Stadt seit der Reformation nachweisen. Nachdem 1558 die Bevölkerung Gemens nahezu geschlossen zur neuen Konfession überging, wirkte sich das auch auf Borken aus. So war Borken bereits 1613 zu zwei Dritteln protestantisch. Daher sandte der Fürstbischof in Münster zunächst die Jesuiten und später Kapuzinermönche in die Kreisstadt, um die Bevölkerung zum alten Glauben zurückzuführen. Schon 1662 waren nur noch 10,8 % der Bevölkerung Borkens evangelisch. Ihr Anteil nahm in den nächsten zwei Jahrhunderten deutlich ab. Erst seitdem die Stadt 1815 zu Preußen gehörte und Beamte aus anderen Teilen Preußens in den Westen kamen, nahm die evangelische Bevölkerung wieder zu. Besonders verstärkte sich ihr Anteil mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Gelsenkirchen-Bismarck – Winterswijk und pendelte sich bei 4 % der Bevölkerung ein.
Die Evangelischen in Borken nahmen am kirchlichen Leben der Kirchengemeinde in Gemen teil. Die Angehörigen der verschiedenen Konfessionen in der Stadt hatten kaum Berührungspunkte und standen in einem deutlich distanzierten Verhältnis zueinander.
Bedingt durch die Evakuierungen aus dem Ruhrgebiet während des Zweiten Weltkriegs und die große Anzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten nahm die Zahl der Evangelischen ab 1945 stark zu. Das führte dazu, dass Anfang der 50er Jahre für Borken ein eigener Pfarrbezirk eingerichtet wurde. Am Stadtrand entstand ein Pfarrhaus, das zum Zentrum des Gemeindelebens wurde.
Bald schon kam der Wunsch nach einer Kirche in Borken auf, und 1954 erwarb die Kirchengemeinde Gemen das Grundstück mit der Alten Post im Stadtzentrum. Bis zur Fertigstellung des Gotteshauses wurde alle 14 Tage ein Gottesdienst im Belegschaftshaus der Weberei Wilhelm Wülfing & Co. an der Weseler Landstraße gefeiert. Veranstaltungen der verschiedenen Gemeindegruppen fanden in den Räumen der 1950 fertiggestellten evangelischen Volksschule statt.
Am vierten Advent 1958 wurde die Martin-Luther-Kirche, die gleichzeitig Garnisonskirche war, feierlich eingeweiht.
1960 konnte ein Haus in der Nähe der Kirche erworben werden, das nach dem Umbau als Soldaten- und Jugendheim und für Gemeindeveranstaltungen genutzt wurde. Es wurde bis Ende 1976 als Haus der offenen Tür geführt, danach war es das erste Gemeindehaus.
Am 1. Januar 1966 erfolgte die Auspfarrung des Pfarrbezirks Borken aus der Evangelischen Kirchengemeinde Gemen und die Errichtung einer selbstständigen Kirchengemeinde. 1970 entstand neben der Kirche der Neubau des Pfarrhauses. Da die Gemeindearbeit im Gemeindehaus aus räumlichen Gründen etwas erschwert war, kam 1989 der Gedanke eines Neubaus auf. Nach einer längeren Planungs- und Bauzeit steht das neue Gemeindehaus an der Heidener Straße seit 1996 für das Gemeindeleben zur Verfügung.
Im Jahr 2008 konnte das 50-jährige Bestehen der Martin-Luther-Kirche mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert werden. Allerdings nagte der Zahn der Zeit am Kirchengebäude. Der 50 Jahre alte Bau hatte nicht den modernen Standard, eine energetische Sanierung war erforderlich In diesem Zusammenhang wurde eine grundsätzliche Modernisierung des Innenraums vorgenommen, was zu einer deutlichen Veränderung des Erscheinungsbildes des Gotteshauses führte. Die Vorstellung der umgebauten Kirche erfolgte Anfang 2016 im Rahmen des Jubiläumsgottesdienstes zum 50-jährigen Bestehen der Kirchengemeinde.
Die ökumenischen Beziehungen zu den katholischen Nachbargemeinden haben sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ständig verbessert. Ökumenische Gottesdienste, gemeinsame Veranstaltungen und gegenseitige Besuche sind zur Selbstverständlichkeit geworden und ein gut nachbarschaftliches Verhältnis hat sich längst eingestellt.
Ingo Bergsdorf (2017, Zusammenfassung eines Vortrags von 2016 in der ev. Kirchengemeinde Borken)
Evangelische Kirche in Gemen
Evangelische Volksschule in Borken
Evangelische Martin-Luther-Kirche in Borken