Erkenntnisse über den ehemaligen Bürgermeister Arning
Von Markus Schönherr
BORKEN. Hinter dem Porträt von Johann Heinrich Arning verbergen sich mehr Geschichten als zunächst angenommen. Arning stammte wahrscheinlich aus Gemen, heiratete 1690 die Tochter des damaligen Borkener Bürgermeisters Arnold Wynen und wurde drei Jahre später selbst Bürgermeister von Borken. Das – und noch einiges mehr – hat Rudolf Koormann vom Heimatverein Borken herausgefunden.
Anlass seiner Recherche war ein Gemälde, das die Stadt Borken kürzlich gekauft hat. Das auf das Jahr 1696 datierte Porträt eines unbekannten Malers zeigt Johann Heinrich Arning. Über das Leben und Wirken Arnings war zunächst nicht viel bekannt. Koormann fand nun heraus, dass Arning mindestens vier Mal Bürgermeister war. 1694, 1703, 1704 und 1710 hatte er das Amt inne, eventuell auch noch im Jahr 1709.
Informationen über Arning fand Rudolf Koormann vor allem in den Schriften des kürzlich verstorbenen Stadtarchiv-Mitarbeiters Karl Pöpping, der die Familiengeschichte der Arnings bis ins späte 18. Jahrhundert nachgewiesen hatte. Einer von Arnings Söhnen war von 1730 bis 1749 Stadtrichter. Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen befähigten die Männer der Familie für hohe Verwaltungsämter.
Der auf dem Gemälde abgebildete Johann Heinrich Arning war 1692 zum ersten Mal Ratsmitglied. Die Wahl der Ratsleute fand damals jedes Jahr in einer aufwendigen Prozedur nach dem Dreikönigstag statt. Die Stadt war damals in vier Bezirke eingeteilt, sogenannte Klufte. Aus jeder Kluft wurden vier Männer bestimmt, die wiederum acht Gemeinheitsmänner wählten. Diese Gemeinheitsmänner wählten dann die zwölf Ratsherren, aus deren Reihe zwei Bürgermeister bestimmt wurden. Deren Amtszeit betrug immer nur ein Jahr. Unter den Ratsherren wurden mehrere Ämter verteilt. So verwaltete der Rentmeister die Finanzen der Stadt. Der Armenprovisor war für soziale Aufgaben zuständig. Der Brüchtenmeister fungierte als Schiedsmann.
Die erste Woche des Folgejahres wurde mit der Prüfung der städtischen Rechnungen zugebracht. Wie „anstrengend“ diese Woche war, zeigen die Kosten, die der Verzehr von Bratfleisch, Schwein, Hammel, Ente, Huhn, Käse, Bier und vielem mehr verursachte.
Einige Male hat Johann Heinrich Arning an diesem Prozedere teilgenommen. Sein Name ist aber noch auf andere Weise mit Borken verbunden. An die Familie Arning erinnert noch heute die sogenannte Arningschanze, eine kleine Anhöhe gegenüber der Krankenhauskapelle. Vermutlich ist sie der kümmerliche Rest einer geplanten, aber nicht verwirklichten barocken Befestigungsanlage. Das dortige Land war wohl im Eigentum der Familie Arning.
Borkener Zeitung, 03. April 2015