In seinem 1890 erschienenen Buch „Beiträge zur Geschichte Borken’s und seiner Umgebung“ behandelt Justizrat Brinkman auch die Maitremse. Er zitiert aus aus einem Beitrag von Joseph Wormstall in der Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde (1876):
„Zu Borken wird um die Maizeit an verschiedenen Plätzen die sogenannte Tremse aufgerichtet. Ueber die Straße hin wird quer ein Seil gespannt und an dieses ein großer Baldachin in Form eines Kronleuchters oder deutlicher einer Krinoline [d.h. Reifrock] aufgehängt. Die Tremse besteht aus einem Gestell von Drähten und Bindfäden, an welche hunderte von Pfeifenstielchen, holländischen Thonpfeifen entnommen, außerdem bunte Läppchen, farbiges Papier, Blumen und Eierschalen angereiht werden.
In der Mitte der Tremse hängt ein Vogel, de Duwe, aus Torf oder Holz geschnitzt, zwei rothe Maikirschen im Schnabel haltend. Ringsum auf der Straße werden grüne Bäume eingepflanzt, des Abends illuminiert, und nun tanzt und springt die Jugend und erfreut sich unter Theilnahme der ganzen Nachbarschaft unter der Tremse. Dieses Fest unter der Tremse war im vorigen Jahrhundert noch in mehreren Städten des Münsterlandes in Flor [d.h. Blüte]; seit vielen Jahrzehnten ist Borken der einzige Ort in Westfalen; nur in einer belgischen Stadt soll noch derselbe Brauch stattfinden. …“
Das Zitat stammt aus:
Joseph Wormstall: Die Gebräuche, Feste und Volkslieder aus den niederrheinisch-westfälischen Grenzgebieten, in: Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde, 2. Jg. (1876), S. 130-135, hier S. 131-133.