Der Heimatverein hat 1969 zum Gedenken an Gymnasialprofessor Dr. Ludwig Walters (1875-1968) das kleine Buch Et giw mehr een Borken herausgegeben. Darin findet sich auch ein kurze Beschreibung des Borkener Brauchtums im Jahreslauf. Beim offenen Nachmittag am 7. Februar 2018 stellten die Besucher fest, was inzwischen unbekannt ist oder immer noch gepflegt wird.
Glückselig Nij-jaor – damit beginnt auch heute noch jedes Jahr. Allerdings war sich die Runde bei Nij-jaor-winnen und Nij-jaor-afwinnen bezüglich der Abgrenzung nicht sicher. Aber es gilt noch: Dat häs wunnen! als Antwort auf den Neujahrsgruß.
Kookedage und Iserkooken – ersteres war früher die Zeit zwischen Weihnachten bis Heilige Drei Könige, in der Knechte und Mägde Urlaub hatten und zu ihren Familien gingen. Iserkooken werden auch heute noch oft gebacken, allerdings natürlich nicht mehr auf offenem Feuer. Die Kookendage werden heute noch von Familien und Freunden zum gegenseitigen Besuch benutzt, allerdings ist der Begriff in der Alltagssprache nicht mehr präsent.
Übrigens hat die Borkener Zeitung am 3. Januar 1985 einen Beitrag von Anni Gördes über die „Kookendage” veröffentlicht.
Wäsche waschen zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige – das wurde nicht überall gemacht, da der Aberglaube sagt, dass man dann einen lieben Menschen im kommenden Jahr verlieren würde. Ludwig Walters berichtete auch nicht darüber.
Lechtmiss met Ungelkäärße und Wasskäärße – also Lichtmess und der Blasiussegen. Heute gibt es aber nur noch Wachskerzen und die Runde konnte mit der Ungelkäärße nicht viel anfangen. Ungel war Rinderfett und wurde als billiger Kerzentalg verwendet.
Nach Lichtmess wurde vor 40, 50 Jahren erst der Weihnachtsbaum abgeschmückt. Heute geschieht es deutlich eher, aber in einigen Familien bleibt die Krippe noch so lange stehen.
Faslaowend – heute wird auch noch in einigen Ecken Mettwurst aufgeholt, aber die Sitte ist nicht mehr überall anzutreffen und ut de Wieme kommt sie auch nicht mehr. Einer der Gründe ist sicherlich, dass Borken keine Karnevalshochburg ist. Aber Kinder gehen immer noch von Tür zu Tür und singen das Heischelied von dem kleinen König und von allen Möpsen, die beißen. Übrigens wurde früher gut und gerne Karneval in der sogenannten „Bullenhalle” gefeiert.
Askedagg und Bachus versupen – ein Tag, an dem immer ein besonderes Essen auf den Tag kam und kommt. Entweder Olliekrabben (Hefeteig mit oder ohne Rosinen, in Schmalz ausgebacken) oder Kartoffelplätzchen – oft ein besonderes Festessen und kein Fastenessen. Eine Strohpuppe hat man in Gemen am Aschermittwoch verbrannt, aber in Borken war und ist es nicht üblich.
Modergaotts ut´t Lämpken (und entsprechend Modergaotts in´t Lämpken) waren nicht mehr bekannt. Ursprünglich war der 25. März der Tag, an dem abends die Handwerker nicht mehr bei Lampenlicht arbeiten mussten und entsprechend der 8. September der Tag, an dem abends das Licht wieder angezündet wurde.
Palmsunndagg – da waren die Besucher geteilter Meinung. In einigen Ecken Borkens gab es die Sitte, dass Kinder Palmstöcke hatten, in anderen Ecken war es unbekannt.
(Fortsetzung folgt.)
Diese Bronzeplastik „Die Wurstaufholer“ steht in Gescher. Sie soll an die karnevalistische Tradition des Wurstaufholens erinnern. Die Plastik wurde entworfen von Bernd Heinemann aus Netphen-Salchendorf im Sauerland (*1957) und 1995 in der Gescheraner Glockengießerei gegossen. Am 11.11.1995 wurde sie während eines Umzugs in Gescher eingeweiht durch Prinz Bernhard Heisterkamp.
(Auskunft von Glockengießer Hans-Göran Hüesker, Gescher)
(Fortsetzung)