„Bewegte Dörfer“
Dr. Julia Paulus (Münster) über soziale Bewegungen in der Provinz
Dr. Julia Paulus (Münster) über soziale Bewegungen in der Provinz
„Bewegte Dörfer“?
Ein vielsagendes, irritierendes Thema hatte der jüngste Vortrag in der Reihe „Geschichte ist mehr…“. Dr. Julia Paulus vom LWL-Institut für Regionalgeschichte stellte ihr Forschungs- und Tagungsprojekt über „Neue soziale Bewegungen in der Provinz 1970-1990” und das daraus entstandene kürzlich erschienene Buch vor. Leider fanden sich nur wenige Zuhörerinnen und Zuhörer ein, was Dr. Norbert Fasse in seiner Begrüßung mit großem Bedauern feststellte.
Entsprechend dem bekannten Motto „Wieso, weshalb, warum?“ aus der „Sesamstraße“ erklärte Dr. Paulus Hintergrund und zeitgeschichtlichen Zusammenhang der Untersuchungen und Tagungsbeiträge, übrigens auch aus dem süddeutschen Raum. Vor allem musste sie einräumen, dass „Dörfer“ wie auch „Provinz“ eigentlich nur bildhaft als Gegensatz zu den großen Metropolen zu verstehen seien. Und natürlich sei auch eine kleine Stadt wie Borken kein „Dorf“.
Von der – erfolgreichen! – Hausbesetzung in der Frauenstraße in Münster 1973 zu den politisch-sozialen Bewegungen „abseits der Metropolen“ reichte das Spektrum der Vorgänge, die Dr. Paulus in Ihrem Vortrag ansprach.
Spannend wurde aber auch die Diskussionsrunde nach dem Vortrag. Einzelne Zuhörer berichteten von ihren eigenen Erfahrungen aus den 1970er und 1980er Jahren, speziell in Borken. Deren Sicht ergänzte die methodisch enger gefasste Perspektive der Tagung.
Zum Schluss forderte die Zeithistorikerin ihre Zuhörer auf, Geschichten aus den letzten 50 Jahren zu sammeln und zu dokumentieren – damit sie bald ein neues Forschungsprojekt zu lebendigen Demokratie-Erfahrungen „von unten“ starten könne. BF