Schriften des Heimatvereins
Drei neue Publikationen zur lokalen Historie hat der Heimatverein vor dem morgen beginnenden Weihnachtsmarkt herausgebracht.
Von Peter Berger
BORKEN. Ingo Bergsdorf befasst sich mit der „Geschichte der Eisenbahnen in Borken (Westf.)“ von 1880 bis 2013. Bei dem 32-seitigen DIN A 4-Band handelt es sich um die illustrierte und ergänzte Fassung eines Vortrags, den Bergsdorf Anfang des Jahres vor den Heimatfreunden hat. Dabei konnte er sich auf umfangreiche Unterlagen des Borkener Eisenbahnfreundes Hans Brunzel stützen. Dieses Material war auch die Basis zweier Ausstellungen im Stadtmuseum in den Jahren 1980 und 1992. Bergsdorf geht auf den Bau der Strecke Gelsenkirchen-Bismarck über Dorsten, Borken bis nach Winterswijk ein, weist auf die Bedeutung des Eisenbahnknotenpunktes Borken hin und dokumentiert das Eisenbahnunglück am Borkener Bahnhof 1938 mit 18 Toten. Die Zeitschiene reicht bis in die Gegenwart. Zum Schluss der interessanten Abhandlung präsentiert Bergsdorf eine Grafik der aktuellen Planungen am Bahnhof.
Einige Jahrhunderte zurück reicht das Interessengebiet von Rudolf Koormann. Er hat die Visitationsprotokolle der Borkener Johanniterkommende ausgewertet, der Verwaltung jenes Ordens, der seit 1263 in der Stadt wirkte und dessen bauliche Spuren noch heute in der Innenstadt zu sehen sind. Der vielsagende Titel der Koormann’schen Schrift, die ebenfalls auf einem Vortrag fußt: „Vertraue, aber prüfe nach“. Wer mehr über das Wirtschaften im Namen des Herrn in vergangenen Zeiten erfahren will, wird hier reichlich fündig. Anno 1543 beispielsweise ging es um 800 Goldgulden, welche die Stadt widerrechtlich als „Mahllohn“ eingefordert hatte und auf Geheiß der Kurie in Münster an Kirche, Kloster und Orden zurückerstatten musste. Kurz vor der Enteignung im Zuge der Säkularisation im Jahr 1803 belief sich das Eigentum an Ländereien und Höfen auf 4780 Scheffel Borkener Maß. Das entsprach 669 Hektar. In Verbindung mit den Lagerbüchern seien die Protokolle eine ergiebige Quelle zur Erforschung von Hofgeschichten, so Koormann.
Die dritte Schrift ist eigentlich ein alter Bekannter, kommt aber nun in einer erweiterten Fassung heraus. Unter dem Titel „Borkener Häuser und Menschen“ hat Paul-Bernd Veelken „Haus-Biografien“ geschrieben. Ausgangspunkt für den Borkener war sein Elternhaus an der Mühlenstraße. Von dort hat sich Veelken auf Entdeckungstour gemacht. „Man ist immer wieder überrascht, welch unterschiedlichen Lebensläufe sich hinter den Hausfassaden verbergen“, so der Verfasser in seinem Vorwort.
So scheine hier die Vita des wohlhabenden Kaufmanns durch, und an anderer Stelle die schlichte Lebensweise des Bergmanns. Zu den 16 bisherigen Haus-Historien, die Veelken mit zeitgenössischen Architekten-Skizzen, Aufnahmen und Fotos der Bewohner versehen hat, kommen in der Neuauflage sechs neue Geschichten dazu.
Veelkens Schrift wurde mit Unterstützung der Stadt Borken herausgebracht. Sie ist für fünf Euro erhältlich, ebenso die Eisenbahn-Geschichte von Ingo Bergsdorf. Koormanns Abhandlung kostet vier Euro. Alle drei Schriften sind von morgen bis Sonntag am Stand des Heimatvereins auf dem Borkener Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz erhältlich. Berni Wissing, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, lobt das Engagement der Autoren: „Alle drei bieten eine gute und kostengünstige Gelegenheit, in die spannende Heimatgeschichte einzutauchen.“
Borkener Zeitung, 28.11.2013
Bei der Vorstellung der Schriften (von links): Rudolf Koormann, Ingo Bergsdorf, die städtische Kultur-Fachbereichsleiterin Cornelia Baumann, Paul-Bernd Veelken und Berni Wissing. Foto: Berger