Rechts und links der Vennestraße
Zum Thema Maut sollte sich Verkehrsminister Dobrindt mal in Borken kundig machen. Ältere Bürger könnten ihm erzählen, wie das damals war am Königlichen Amtsgericht an der Raesfelder Straße.
Bevor Fuhrwerke aller Art in die Innenstadt, in die Vennestraße, fahren konnten, hatten sie vor der Schranke erst die fällige Abgabe zu zahlen, dann hob sich der Schlagbaum. Warum? Stadt und Kreis waren sich nicht einig, wer die Straße zu unterhalten hatte. Da wurde dann von den Bürgern eine Maut eingezogen.
Der Schmiededemeister am Vennetor forderte sogar Passiergeld an drei Septembertagen 1926, als im Zusammenhang mit der 700-Jahr-Feier vor seinem Haus der Nachbau des Vennetores stand. Das ärgerte wohl seine Nachbarn, die ihren Anteil forderten, aber der Schmiedemeister rückte nichts heraus.
Vertraute Namen fielen: Spangemacher und Bäckerei Sonntag, die ganzen kleinen und größer werdenden Geschäfte, Kolks, Unnebrink, Scholtholt. Im Bild waren die alte Kasse im Farbengeschäft Schwenken, später Huvers, und die mächtigen Ochsen, die zur Metzgerei Bonhoff getrieben wurden. Auch das Haus der Familie Koppers stand dort, Julia Schily-Koppers malte später eine Szene unter der Maitremse in der Vennestraße.
Immer wieder ging ein Raunen und Murmeln durch die Reihen, Erinnerungen wurden wach. Immer wieder gab es Überraschungsmomente, ach ja, auch die prächtige, aber später abgebrannte Villa Topp, wichtiges Ausflugsziel der Borkener, kam zu ihrem Recht.
Rudolf Kormann gestaltete mit Luftbildern, Fotos und Postkarten, Detailaufnahmen, alten Karten, Einwohnerverzeichnissen, Listen der Volkszählung von 1900 und Inseraten aus mehreren Jahrzehnten ein ebenso unterhaltsames wie informatives und vielseitiges Bild des sozialen und wirtschaftlichen Lebens an der Vennestraße und drum herum.
Viel Applaus und Anerkennung gab es am Ende für Rudolf Kormann, der das alte Borken wieder lebendig werden ließ und dabei den Besuchern vor Augen führte, was alles verloren gegangen ist.
A. Berg
So sah es am Vennetor vor ungefähr hundert Jahren aus. Bild: PKA, Heimatverein
Es gab sehr viel zu beschreiben und zu erinnern – auch für die Zuhörer.
Gespannt hörten rund 30 Besucher den Erklärungen zu – und meldeten sich mit eigenen Beiträgen zu Wort .
Hier ist links ein Gemälde von Julia Schily-Koppers zu sehen, die selbst an der Vennestraße wohnte, und rechts ein privates Foto.
Das Haus Boncoeur, so genannt nach Spangemachers Hund.