Erinnerung an Paul Ebbert (1934-2006)
Der Borkener „Kiepenkerl“
Der Borkener „Kiepenkerl“
Paul Ebbert war ein echter Borkener, 1934 in Grütlohn geboren, absolvierte er von 1948 bis 1951 eine Ausbildung in dem Borkener Malerbetrieb Bußkönning, wo er auch für die ersten Gesellenjahre blieb. Kaum hatte er die Gesellenprüfung geschafft, wurde er Mitglied der Borkener Kolpingsfamilie, in der er sich bis zu seinem Tod 2006 engagierte. Als Kolpingbruder wusste er, dass er in Deutschland überall Arbeit finden würde, so ging er 1955 auf Wanderschaft am Rhein entlang durch den Schwarzwald zum Bodensee. In Ludwigshafen am Bodensee verbrachte er einige Jahre und machte sich dort bereits einen Namen als Redner, Moderator, Zauberkünstler und Schauspieler. Die Bühne wurde für ihn eine wichtige Freizeitbeschäftigung.
Nach seiner Rückkehr war er in Theaterstücken der Kolpingsfamilie zu sehen und als Büttenredner im Karneval. Die Rolle in einem Theaterstück brachte ihn 1954 auf die Idee, den Münsterländer Kiepenkerl darzustellen. Er bestellte sich im Schwarzwald eine Kiepe, lieh sich vom Borkener Heimatverein einen historischen Kittel und trat im Karneval und bei gesellschaftlichen Ereignissen fast 50 Jahre als Kiepenkerl auf. Ob bei Empfängen der Stadt und des Kreises Borken, der 750-Jahr-Feier 1976 oder der Maitremse auf dem Markt, wer alte Fotos anschaut, wird sicher irgendwo Paul Ebbert mit Kiepe und Kappe entdecken. Nach seiner Rückkehr von der Wanderschaft arbeitete er zunächst im Malerbetrieb Kutsch, ehe er nach Stationen bei der Wüstenrot und Hobrecker & König 1974 in der Firma Huvers sein berufliches Zuhause fand.
Neben den Auftritten als Kiepenkerl und den Reden, die er dafür schrieb, engagierte Paul Ebbert sich in der Kolpingsfamilie Borken als Senior und als Vorsitzender des Festausschusses für die 100-Jahr-Feier 1979 mit einem breiten Programm und einem große Handwerkerumzug durch die Stadt. Obwohl er gerne an seine Zeit am Bodensee dachte, schlug sein Herz für Borken. Davon zeugen einige plattdeutsche Lieder und Gedichte in seinem Nachlass, in dem sich darüber hinaus Büttenreden und viele Liedertexte zu besonderen Anlässen finden. Bis zu seinem Tod 2006 ließ er es sich nicht nehmen, für Freunde und Familie persönliche Liedertexte auf bekannte Melodien zu schreiben. Wer ihn kannte, kannte auch seine Fähigkeit, aus einfachen Dingen Lösungen für Probleme zu entwickeln; kaum jemand weiß, dass er 1969 sogar ein Patent angemeldet hat. Paul Ebbert spielte nicht nur den Kiepenkerl, er war mit der Rolle verwachsen, in seiner Kiepe befanden sich Ideen für Geschichten, Lieder und Alltagslösungen.
Dr. Birgit Ebbert (März 2020)
Paul Ebbert als „Kiepenkerl“: Umzug beim Kolping-Jubiläum 1979 (B. Ebbert)