Die Ursprünge einer Nachbarschaft
Rudolf Koormann veröffentlicht Heft „Ein Gut und sieben Kotten“ über den Wickinghof
Rudolf Koormann veröffentlicht Heft „Ein Gut und sieben Kotten“ über den Wickinghof
Von Markus Schönherr
BORKEN. Nünning ist in Borken ein prominenter Name. Eine Straße ist nach dem Gelehrten Jodocus Hermann Nünning benannt worden. Und die Realschule in Gemen trägt auch seinen Namen. Dass Nünning unter anderem als Gründer der Nachbarschaft Wickinghof in Grütlohn gelten kann, legt der Borkener Rudolf Koormann in einem gerade erschienen Heft dar. Auf 32 Seiten beschreibt der Autor, wie um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert innerhalb von 75 Jahren sieben Kotten entstanden, die zum jeweiligen Eigentümer des Gutes Wickinghoff in einem Pachtverhältnis standen. Allein fünf Kotten waren es während der Guts- und Grundherrschaft von Jodocus Hermann Nünning (1675-1753). Bis heute bilden die Hofstellen eine Nachbarschaft, die von den Bewohnern gepflegt wird.
Wie es zu Zeiten Nünnings zuging, hat Rudolf Koormann anhand mehrerer Quellen recherchiert. Im LWL-Archivamt in Münster sind Dokumente zugänglich, die die Entstehung und Entwicklung der Kotten nachzeichnen. Weitere Informatinen lieferte Nünnings Tagebuch. Es wurde von Dr. Werner Frese transkribiert und kommentiert und erschien zu Beginn des Jahres 2014. Die Dokumente zeigten, dass die Pachtverhältnisse damals in Verträgen festgelegt wurden, die Naturalabgaben, Geldzahlungen sowie Spann- und Leibdienste für den Grundherrn vorsahen. Darüber hinaus nutzte Nünning die Arbeitskraft der Pächter und ihrer Familienangehörigen für vielfältige Arbeiten auf dem und für das Gut, deren Entlohnung er mit den Pachtleistungen verrechnete.
Die Ergebnisse seiner Recherchen stellte Koormann bereits im Frühjahr mit einem Vortrag in der Reihe „Geschichte ist mehr“ vor. Jetzt ist der Text in erweiterter Form mit zahlreichen Bildern als Heft erschienen. Die Nachbarschaft Wickinghof unterstützte die Veröffentlichung finanziell.
Das Heft wird von Freitag, 28. November, bis Sonntag, 30. November, auf dem Weihnachtsmarkt in Borken am Stand des Heimatvereins verkauft. Nach dem Weihnachtsmarkt ist es im Stadtmuseum erhältlich.
Zum Thema: Nünning
Jodocus Hermann Nünning wurde am 2. Februar 1675 als Sohn des Schüttorfer Richters und Gografen Heinrich Nünning (1645-1705) geboren. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Münster begann er ein juristisches Studium, das er als Doktor der Rechte abschloss. Nach dem Antritt des elterlichen Erbes war er neben seiner Tätigkeit als Forscher, Jurist, Archäologe, Historiograph, Archivar, Antiquar sowie Sammler von Büchern und Münzen auch Guts- und Grundherr. Er lebte fortan auf dem Gut Wickinghoff in der Bauerschaft Grütlohn, wo er am 30. Mai 1753 starb.
Borkener Zeitung, 11. Oktober 2014